14_15 kuh/gnu > Dorf machen
Nicht die Gestaltung von Häusern und Straßen soll das Ziel der Stadtplanung sein, sondern das freie Verhalten der Menschen in der Straße und im Stadtleben. Es sind letztendlich die Menschen und ihre Vorstellungen vom Stadtleben, die eine Stadt ausmachen, nicht die Häuser. Dazu muss man Stadtplanung in unserer kapitalistischen Gesellschaft neu definieren; nicht die Erzielung maximaler Gewinne, sondern die Schaffung von Freiheiten für die BewohnerInnen ist das Ziel. Planen sollte eher Nicht-Planen sein. Die Straße braucht zunächst einmal Raum für das Umdenken, für Improvisation, sodass alle AkteurInnen ein Gespür dafür entwickeln können, wie man mit dieser Lage umgehen kann. Wie bekommt man Leben in die maroden Häuser, wie zieht man Menschen an, die in Gottsbüren etwas machen können und machen möchten, ohne große Investitionen und mit wenigen Mitteln? Mehr dazu in der Publikation Dorf machen.
In Gottsbüren, einem 900 EinwohnerInnen zählenden Teil der Kleinstadt Trendelburg, steht ungefähr ein Viertel der Häuser leer oder wird von Älteren bewohnt. Die Häuser sind alt, teils sogar mit kaputten Fenstern und leckenden Rinnen – eine traurige Umgebung, die von jedem Investor so schnell wie möglich verlassen wird. Viele BewohnerInnen schwärmen von einer Zeit, als Gottsbüren belebt war, als Läden sich aneinander reihten und Nachbarn einander auf der Straße trafen. Eine Sehnsucht nach dem Dorfleben ist spürbar. Manchmal in Form einer konservativen Nostalgie, einer Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“. Aber die Geschichte eröffnet die Möglichkeit, in einer Hypermodernität zu forschen. Was war gut in der Vergangenheit, was hat man, vielleicht aus Versehen, verloren, kann man es reparieren oder re-interpretieren und es in unsere heutige Gesellschaft implementieren?